Sonntag, 8. November 2009

Aufgeben (24.10.2009)

Chuck hatte wieder kaum geschlafen. Er brauchte in der Nacht diverse Tabletten, um weiteratmen zu können, da wohl seine Bronchen nicht mehr richtig funktionierten. Es war klar, dass er so schnell wie möglich aus dieser Höhe weg musste. Gabi hatte auch einen Husten bekommen. Wir hatten zu diskutieren: Wenn Chuck sich drei Tag unten erholen würde, hätte er nach dem Wiederaufstieg noch drei Tage, hier etwas zu machen. Aber das nur, wenn er wirklich wieder fit wäre. Während der sechs Tage, in denen er weg wäre könnten wir z.B. den Dangchezhengla probieren, da sechs Tage nur im BC warten keiner wollte. Mein Partner für diese Aktion wäre dann Ulrich gewesen, vorausgesetzt wir würden alle fit sein. Ich selber fühlte mich an diesem Tag gesundheitlich eigentlich endlich mal wieder ein bisschen besser.



Chuck steigt ab. Gabi will auch absteigen. Ulrich meinte es sei besser... Damit war es klar. Die Expedition war abgebrochen. Wir würden alle absteigen. Genauer werde ich das hier nicht schreiben (es ist immer noch keine einfache Sache, obwohl nun mehr klar ist).



Cheng Li hatte die Räuber seiner Sachen um 1:00 Uhr morgens in einer kleinen Hütte stellen können. Sie gaben ihre Tat zu und hatten die Beute hinter einem Felsen versteckt, um sie später abholen zu können, wenn die Luft rein wäre. Die beiden letzten Expeditionen vor uns hatten hier oben wohl noch eine Menge mehr Material "verloren". Cheng Li hatte nun jedenfalls alles wieder. Die Polizei haben sie nicht gerufen.

Chuck und Gabi packten gleich ihre Sachen, Tian auch. Er hatte heute Nacht zwischen 1:00 Uhr und 3:00 Uhr auch Probleme mit der Atmung bekommen und wollte sowieso ins Tal, um sich weitere warme Kleidung zu kaufen. Chuck bekam noch einen Anfall und wir mussten ihn mit einer Art Asthmaspray wieder aufpäppeln. Die drei verließen bald das Lager.



Nachdem Ulrich und ich das Gröbste für den nächsten Tag gepackt hatten, machten wir uns noch einmal auf den Weg zum Basislager der anderen. Cheng Li und Lilian waren dort und unterhielten sich. Jon war mit seinen Leuten auf 5500m Höhe am Yangmolong umgekehrt. Sie zogen sich in ihr ABC am Fuß des Berges zurück und beriteten.

Irgendwann taute Lilian ein wenig auf und konnte plötzlich doch Englisch. Sie holte ihren Laptop und zeigte uns ein paar Fotos von ihrer letzte Expedition in Tibet. Auf dem Bild sieht man uns auf 4900m um den Rechner hocken.



Der Typ ganz rechts kommt aus einem der Dörfer, es folgt Cheng Li, dann Lilian und schließlich Ulrich. Lilian war  den ganzen September mit einem Viererteam in Tibet gewesen und hatte dort einen 8000er bestiegen. Sie meinte, sie sei deswegen noch etwas müde und wisse nicht, ob sie noch zu den anderen stoßen sollte.

Gegen 15:00 Uhr kam ein Funkspruch von Jon. Sie würden heute das vorgezogene Basislager nicht mehr verlegen. Lilian dürfte nun hochkommen. Sie packte also schnell ihre Sachen und wir verabschiedeten uns wieder. Unser Weg war auch klar.


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