Samstag, 17. Oktober 2009

Packen in Batang

Heute morgen haben wir uns mit Jon zum Frühstück getroffen. Dieses Treffen war notwendig, weil es doch anscheinend ein paas Missverständnisse zwischen uns gab. Diese ließen sich aber bisher kaum klären, da er mit seiner Familie und der anderen Expedition, die gestern zu uns gestoßen war, so viel um die Ohren und wenig Zeit für uns hatte. Nun brachten wir gegenseitig unsere Sichtweisen auf den Tisch. Wir hatten die Besteigung des Yangmolong natürlich auch als Ziel gesehen, aber nicht als einzigen Zweck unserer Expedition. Da es ein sehr anspruchsvoller Berg ist, dessen Besteigung durchaus zu schwierig für uns sein könnte, wollten wir auch noch andere Ziele in der Gegend haben, die nicht so anspruchsvoll sind. Jon hingegen kommt für diesen einen Berg, gibt alles, um mit einem sehr guten Team auf den Gipfel zu kommen, und falls dies nicht klappt, ist die Sache halt gescheitert und er fährt wieder. Aus diesen Sichtweisen und vorherigen Absprachen, in denen dies den jeweiliegen Gegenseiten nicht klar war, entstanden Missverständnisse in der Organisation, die wir erst vor Ort aufdecken konnten.

Wir sind jedenfalls alle aus diesem klärenden Gespräch zufrieden/beruhigt hervorgegangen, da wir uns natürlich an die neue Situation gewöhnen müssen, aber trotzdem die klare Unterstützung und notwendige Hilfe bei der Organisation erhalten. Nun ist die Lage so, dass es zwei getrennte Expeditionen geben wird: Jon ist mit einem Kameramann und einem Team von sehr guten chinesischen Kletterern auf einer gesponsorten Expedition sozusagen mit der Brechstange zum Berg unterwegs. Von einer Unternehmung in dieser Größenordnung haben wir erst die letzten Tage hier vor Ort erfahren. Gesponsort werden er und sein Team von Kailas einer chinesischen Outdoorfirma, die Produkte auf den Markt bringt, welche "vergleichbar" mit Arcteryx Produkten sind - so ziemlich das edelste, was man in dem Bereich kaufen kann. Das "vergleichbar" heißt hier, dass sie durch findige chinesische Produktdesigner dem Original nachempfunden worden sind.

Unsere Unternehmungen am Berg sind nun fast vollständig getrennt. Wir werden unser Basislager mit einem Koch und einem Dolmetscher zusammen auf der Südseite des Berges aufschlagen. Dort werden wir uns langsam aklimatisieren und dann die Berge dort in Augenschein nehmen. Der Dangchezhengla ist mit 5833m der niedrigste Gipfel in der Kette und wurde von einem japanischen Team 2002 erstbestiegen. Der mittlere Gipfel der Kette ist der Central Peak mit 6033m Höhe. Er wurde wahrscheinlich auch schon einmal bestiegen. Allerdings könnte das auch ein Gerücht sein. Ganz im Osten tront der Yangmolong mit 6060m Höhe und wir sind gespannt, ob wir über Funk vielleicht schon von seiner Besteigung erfahren.

Nach dem Frühstück, das übrigens in der Hotelküche zubereietet wurde, die man in den Bildern sehen kann, haben wir erst einmal alle Autos ausgepackt und die vielen Packsäcke in unseren Zimmern verstaut.




Einige Organisationseinheiten später haben wir uns in die Stadt begeben, um Batang näher kennen zu lernen. Wir waren eine ziemliche Attraktion dort. Wie man oben sehen kann, wollten sich sogar einige Leute mit uns Fotografieren lassen.



Aber auch für uns gab es ein paar interessante Sachen zu entdecken. Da war zum einen der Markt, auf dem wir zusehen konnten, wie man einen Rindskopf flambiert.



In genau dieser Markthalle wurde Gabi auch dazu angehalten, einmal eine tibetanische Tracht anzuprobieren. Durch diese Werbeaktion füllte sich schlagartig der Verkaufsstand und einige der Schaulustigen wurden wohl auch zu Kunden.



Die chinesischen Bremer Stadtmusikanten (Elefant, Affe, Hase und Taube s.u.) haben übrigens nichts mit dem uns bekannten Kindermärchen zu tun. Über unseren Dolmetscher konnten wir von einem Mönch erfahren, was es mit den Tieren in dieser Region auf sich hat. Der Elefant und der Affe sind die Leute dieser Region, die nach Unterdrückung selbst Herrscher über dieses Land geworden sind. Der Hase steht für ein fröhliches Leben und die Taube symbolisiert Buddha.



Da wir morgen um 9:00 Uhr aufbrechen werden, mussten wir noch einiges neu Packen. Die schwere Ausrüstung wird bis zum Basislager von Pferden getragen werden. Wir selbst werden mit leichtem Gepäck hinterherlaufen, da die Pferde und Pferdeführer wohl schneller sein werden. Sie leben hier in einer höheren Höhe und werden deshalb weniger Probleme haben, sich zu aklimatisieren. Unser Plan ist nun, den Weg auf eine Höhe von knapp 5000m in vier Tagen zurückzulegen. Unsere erste Schlafhöhe wird zwei Tage lang auf ca. 3700m liegen. Danach kommt noch ein Lager vor dem Basislager, welches wir am Ende des vierten Tages auf ca. 4800-5000m erreichen werden.




Auf dem Foto oben kann man übrigens den Ort sehen, von dem aus ich gerade diesen Eintrag sende. Das Internetcafe von Batang, in dem neben ein paar emailschreibenden Touristen hauptsächlich die Dorfjugend abhängt und Onlinespiele spielt.



Morgen werden wir meinen Computer verpacken und im Hotel deponieren. Leider haben wir keinen Generator und Satelliteninternet im Basislager :-).

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