Samstag, 31. Oktober 2009

Aufstieg zum Basislager (21.10.2009)

Geschrieben am 22.10.2009 im Basislager

Ich konnte nicht mehr liegen bleiben, da mein Kopf dröhnte und meine Atemwege brannten. Die Kopfschmerzen kamen wohl von der Höhe und meine Atemwege waren wahrscheinlich durch die trockene und kalte Luft angegriffen. Sie brannten beim Einatmen und waren wahrscheinlich durch eine herannahende Erkältung etwas empfindlich. Eine Erkältung in dieser Höhe ist echt Mist. Ich hoffe es wird bald besser. Chuck meint sein Husten sei auf dem Weg der Besserung, aber bei mir wird es leider schlimmer.



Ich habe wieder mit Tee- und Müslikochen angefangen. Das Wasser haben wir direkt aus dem Fluss geholt, der nicht weit von hier entspringt. Das obige Foto zeigt den Fluß um viertel vor Zehn, während unser Lager noch im Schatten liegt und empfindlich kalt ist. Wir entkeimen das Wasser mit einem speziellen Mittel, das mindestens 20 Minuten einwirken muss. Dann kochen wir es und schütten es direkt danach entweder in eine Thermoskanne oder verwenden es gleich, um z.B. Milchpulver darin aufzulösen, in dem wir dann Müsli einweichen. Nach den 375g Müsli (eine Packung) für vier Personen waren wir alle noch nicht so richtig gesättigt. Es war ein bisschen kurzsichtig von uns gewesen, nicht so viel Essen einzupacken, da wir auf die bald aufgebaute Küche des Basislagers gezählt hatten. Das würde jedoch noch ein bisschen dauern.



Nach dem Frühstück und dem Kochen des Marschtees haben wir langsam begonnen, die Zelte und alle Lagerutensilien wieder einzupacken. Mit den Pferden rechneten wir gegen 15:00 Uhr. Wir wollten auf alle Fälle vor ihnen oben sein, damit wir die Gegend schon nach einem guten Platz absuchen konnten. Sobald die Pferde oben wären, würden ihre Führer natürlich schnell wieder ins Tal wollen. Wir müssten also sofort den Platz nennen, wo wir das Lager aufbauen wollten. Denn wären die 36 Gepäckstücke erst einmal abgeladen, könnten wir sie nicht mehr so ohne weiteres transportieren.



Wir warfen noch einmal die Kocher an, um weiteren Tee zu kochen. Viel zu trinken ist in dieser Höhe besonders wichtig. Der Körper verliert eine Menge Flüssigkeit alleine durch das Ausatmen, da die trockene Luft danach lechzt Feuchtigkeit aufzunehmen. Das Wasser kochte nicht einmal, als wir plötzlich um 12:30 Uhr die Anfeuerungsschreie der Pferdetreiber hörten, die wie oben zu sehen, den Hügel zu unserem Camp herunterkamen.



Wir beeilten uns, alles noch schnell zu verpacken, damit es auf die Pferde geladen werden konnte. Chuck und ich gingen schnell voraus, um wie erwähnt den Platz für das Lager zu bestimmen. Wir kamen jedoch nicht weit den Hang hinauf, bis uns die Pferde einholten. Diesen Wettlauf konnten wir nicht gewinnen und so ließen wir die Tiere passieren. Das, was von unten ausgesehen hatte wie der Pass, den wir überqueren mussten, war wieder nur ein kleiner Vorbau, hinter dem immer  weitere Hügel auftauchten, bei denen es sich noch lange nicht um den wirklichen Pass handelte.



Auf einer Wiese, nach der es wieder steil bergauf ging, überholten wir die Pferde bei einer Rast. Tian und ich gingen voran, während unser Koch Zhong einen Flanke des Berges hinaufstieg, um sich im Gelände orientieren zu können und mir den Weg zu deuten. Kurz vor dem Ziel mussten wir noch einmal nach Westen ausholen, um einen riesigen Felsberg zu umgehen. Nachdem der Weg wieder nach Süden führte, überholten mich die Pferde, um kurze Zeit später den See zu erreichen.



Sie hielten an dem Platz, der auf dem Foto zu sehen ist. Dort warteten wir auf den Rest unserer Truppe. Als Tian an kam (vorher konnte niemand mit mir sprechen), wurde ich sofort gefragt, wo das Lager hin sollte. Ein Lager weiter im Osten wäre sicher besser für uns gewesen, da wir dann näher am Berg wären. Andererseits konnten wir nicht absehen, wie es dort vom Platz her wäre. Jon musste irgendwo dort sein. Die Einheimischen sagten uns, wir würden mindestens noch eine Stunde zu dem nächsten möglichen Platz brauchen. Wir mussten uns also entscheiden, ob wir das Risiko eingehen, oder hier bleiben wollten. Der Koch wollte ziemlich bestimmt hier lagern und auch die Pferdetreiber hatten eher Lust, wieder nach Hause, als noch weiter zu gehen. Wir ließen uns breitschlagen.



Um 16:00 Uhr war alles abgeladen und die Pferde verschwunden. Das Durcheinander der Säcke und Taschen zu überblicken dauerte ewig. Das meiste gehörte irgendwie zur Ausstattung des Basislagers oder der Küche, aus der wir für fast zwei Wochen täglich drei warme Mahlzeiten bekommen sollten (Nachschub würde es nicht geben, also musste alles dabei sein). Nach dem Aufstellen des Aufenthaltzeltes machten wir uns an unsere Zelte. Dabei lief der Koch immer wieder aufgescheucht herum, da die meisten Taschen ja von ihm gepackt waren, er  uns aber auch nicht sagen konnten, wo unsere Zelte wären, oder wo die Heringe abgeblieben sein. Es zeichnete sich immer deutlicher ab, dass wir wohl keine extra Zelte für das Basislager haben würden. Diese hatten wir so bei Jon bestellt, damit wir das Hochlager aufbauen und trotzdem noch wieder ins Basislager absteigen konnten. Dies wäre mit nur einem Zelt pro Seilschaft nicht möglich, da wir ja dann nichts mehr zum Schlafen im Basislager hätten, nachdem das Zelt im Hochlager war. Was aber erst einmal ärgerlicher war, war das Fehlen von Heringen, die sich auch in den anderen Gepäckstücken nicht auffinden ließen.

Chuck war ziemlich geschwächt und vegetierte irgendwann nur noch im Aufenthaltszelt vor sich hin. Ich versuchte unter dessen, so gut wie möglich unser Zelt mit Steinen und anderen Hilfsmittel abzuspannen. So gut wie mit Heringen gelingt das natürlich nicht. Besonders dann nicht, wenn viel der Abspannleinen fehlen. Wir waren alle hungrig und durstig. Aufzusteigen und das Lager aufzubauen war Schwerstarbeit in der Höhe. Wir hatten seit morgens nichts mehr gegessen und in unsere Thermoskannen passte auch nur ein Liter, der längst aufgebraucht war. Solange der Gaskocher des Kochs noch nicht lief, würde es auch kein Wasser geben, das wir trinken konnten. Er suchte in den Gepäckbergen noch nach einer passenden Dichtung zum Anschließen der Gasflaschen.

Um ca. 19:00 Uhr gab es endlich das erste Mal wieder etwas zu trinken. Wir waren alle ziemlich fertig. Chuck war wohl doch noch mehr erkältet als morgens angenommen und uns andere hatte der Tag auch total geschlaucht. Als ich am Tisch saß, mein Kopf brummte und mein Magen total leer war, fühlte ich mich wie mit einer Grippe, denn auch der Kreislauf war nach der Anstrengung in der Höhe von ca. 4850m ziemlich am Ende.

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